Ein Projekt-Seminar des Maria-Ward-Gymnasium lehrt Schüler Brauchtum mit Köpfchen und belebt im AWO-Mehrgenerationenhaus eine alte Tradition – zur Freude nicht nur von Senioren.
Wenn Spieler beim Schafkopf-Karteln von Alten sprechen, sind zunächst keine Senioren gemeint. Vielmehr steht die Spielkarte Eichel-Ober für die Alte oder der Gras-Ober für Blaue. Wer der Schafkopf-Sprache mit ihren vielen auch regional unterschiedlichen Begriffen mächtig ist oder werden wollte, hatte beim Karteln am Dienstag-Nachmittag im AWO-Mehrgenerationenhaus zum zweiten Mal Gelegenheit sich urbayerischer Kultur hinzugeben. „Karteln statt Daddeln“ war auf den T-Shirts der Schüler zu lesen.
Freut Spieler aller Generationen - das Schafkopf-P-Seminar im AWO-Mehrgenerationenhaus. (Fotos: Attenhauser)Ein Spiel-Prinzip: Statt passiv in einer künstlichen Welt in Computerspielen aufzugehen, entwickeln die Spieler Strategien im Umgang mit ganz menschlichen Konkurrenten um den besten Weg zum Sieg. Neun Schüler der elften Klassen trafen auf 13 mehr oder weniger junge Spieler an den Tischen im Saal des AWO-Mehrgenerationenhauses (MGH) – ein idealer Ort der Begegnung nicht nur für diese Gelegenheit.
Den guten Besuch im MGH führte der eine oder andere Senior auf in den letzten Jahren geringer gewordene Spiel-Gelegenheiten zurück. Ludwig Blümlhuber: „Jahrelang war nix mehr, kein Schafkopfrennen, nichts.“ Bis in die 80er Jahre hinein habe es noch regelmäßig Spielmöglichkeiten gegeben – „dann nicht mehr“, erinnert sich Blümlhuber. Gegen diese Entwicklung stemmen sich in den letzten Jahren mehrere Vorhaben.
Kathrin Willmerdinger, Leiterin des P-Seminars Sport am Maria-Ward-Gymnasium, führt den derzeitigen Nachwuchs-Mangel beim Kartenspiel vor allem auf einen Grund zurück: digitale Medien und Computerspiele. „Deswegen steht da auch Karteln statt Daddeln“ sagt Willmerdinger mit Blick auf den Schriftzug auf den Schüler-T-Shirts. Kulturvielfalt beibringen und davon profitieren – so beschreibt Willmerdinger ein Ziel des Seminars.
Schüler Manuel Pichler sieht ebenfalls eine geringe Verbreitung des Kartenspiels in seiner Generation. Pichler über eine gelungene Kombination beim Schafkopfn: „Das ist schon ein Spiel, aber auch Denksport!“
Für Schafkopf-Freunde war der Nachmittag im AWO-Mehrgenerationenhaus nicht die letzte Gelegenheit Tradition und Denksport zu verbinden. Die Seminar-Teilnehmer bieten ein Schafkopfturnier am Freitag, neunter Mai, ab 14 Uhr, in der Pausenhalle des Maria-Ward-Gymnasiums Altötting.
Ein Prinzip lautet: "Karteln statt Daddeln".
Das P-Seminar erwies sich als Besuchermagnet auch beim zweiten Spieltermin im Mehrgenerationenhaus.